Das Leid der Kühe in der Milchindustrie
Das Euter hängt wie ein riesiger, rosa Ball zwischen ihren Beinen und bei jeder Bewegung der Kuh wippt der riesige Ballon hin und her.
Die Kuh hat keinen Namen, wieso auch? Die ganzen Traktoren, Mähdrescher und Güllesilos haben auch keine Namen. Kuh 089854 heißt nicht Elsa oder Bertha – sie hat wie alle anderen hier im Stall nur eine Nummer. Die Kuh wird auch nicht ihre eigentliche Lebenserwartung von 18-22 Jahre erreichen. Nach spätestens 6 Jahren lässt ihre Milchleistung nach – dann wird sie geschlachtet.
So leiden Kühe in der Milchindustrie...
Klauenerkrankungen, aufgrund des hohen Gewichts des Euters, sind dabei bewusst einkalkulierte Probleme, die häufig mit Notschlachtungen gelöst werden. Nur etwa 2 % der Milchkühe werden aufgrund ihres Alters geschlachtet. Deshalb hatte unsere Kuh 089854 bisher sogar irgendwie Glück, oder?
Kühe erzeugen wie alle Säugetiere nur dann Milch, wenn sie Nachkommen zur Welt gebracht haben. Kühe sind wie Menschen neun Monate lang schwanger, ehe sie ihr Baby zur Welt bringen. Doch bei diesen, wenigen Gemeinsamkeiten bleibt es auch. Denn die Bedürfnisse von Kühe zählen nicht wirklich viel in der modernen Milchindustrie. Die Tiere sind auf Effizienz getrimmt und dürfen nur solange Leben, wie sie auch einen Nutzen erbringen. Der lebenslange Kreislauf von Trächtigkeit und Laktation beginnt bereits ab dem zweiten Lebensjahr einer Kuh. Ab diesem Moment an, ist die Milchkuh ihr Leben lang nahezu dauerschwanger, so dass sie auch ununterbrochen Milch produziert. Das Kalb wird nur wenige Tage nach der Geburt von dem Muttertier getrennt und nur wenige Wochen später wird das Muttertier erneut künstlich besamt und geschwängert, damit sie, wenn ihre Milchleistung nachlassen würde, erneut gebären und in eine weitere Laktationsphase eintreten könnte.
Durch die Überbeanspruchung der Tiere sind die meisten Kühe bereits nach etwa 5 Jahren „verbraucht“ und werden geschlachtet.
So leiden Kühe in der Milchindustrie...
Im Jahr 2016 wurden in Deutschland etwa 32 Millionen Tonnen Milch von 4,2 Millionen Milchkühen produziert. Dabei reichen die Haltungsarten der Tiere von ganzjährigen Weidehaltungen bis hin zur dauerhaften Stallhaltung – in der die Kühe niemals in ihrem Leben das Sonnenlicht zu sehen bekommen.
Haltungsformen von Milchkühen...
Jede Kuh hat in der Laufstallhaltung etwa 3,5 bis 4,0 m² zur Verfügung. Die Ställe sind in sogenannte Funktionsbereiche unterteilt, also Bereiche in denen sie liegen, laufen, fressen und natürlich gemolken werden. Der Laufbereich ist meistens betoniert mit einem sogenannten Spaltenboden. Durch die Spalten des Betonbodens kann Kot und Urin abfließen. Etwa 72 % der deutschen Milchkühe leben in einer Laufstallhaltung.
Die Tiere sind in etwa 2 m² großen Metallställen angekettet. Die Kühe können sich weder drehen noch frei laufen oder ihrer Fellpflege nachkommen. In Deutschland leben etwa 27 % der Milchkühe in Anbindehaltung.
Nur etwa 42 % der Milchkühe erhalten für durchschnittlich 5 Monate im Jahr Zugang zu Weideflächen. Auch wenn Verpackungen und Werbebotschaften dem Verbraucher etwas anderes suggerieren wollen, bleibt die Weidehaltung für deutsche Milchkühe eher die Ausnahme anstatt die Regel.
Ein zu geringes Platzangebot, Bein- und Fußkrankheiten, durch die Betonböden in den Ställen, sowie mangelhafte Pflege und Hygiene der Tiere sind die größten Faktoren für das Leid und die Krankheiten vieler Milchkühe. Laut einer groß angelegten Studie der EFSA von 2009 sind das Lahmen und die Mastitis (Euterentzündung) die häufigsten Krankheitsbilder der Tiere, welche gerade durch die Laufstall- und Anbindehaltung bei einer Vielzahl an Tieren vorkommen.
Aber nicht nur die Haltungsformen, sondern auch die auf immer höhere Milchleistungen genetisch ausgerichtete Auswahl, sind der Kuhgesundheit abträglich. Diese genetische Optimierung führt zu gewollten Veränderungen in Körperform und Körpergröße der Tiere. Die dadurch resultierenden Anforderungen an höherem Platzbedarf für die Milchkühe, ist natürlich nicht gegeben. Lahmheit, Entzündungen am Euter oder auch Stoffwechselstörungen sind daher auch in erster Linie, die Folge von krankhaften Überzüchtungen.
Kälber - ein ungewolltes Nebenprodukt der Milchindustrie...
Früher lieferten Rinder sowohl Fleisch als auch Milch. Die heutigen gezüchteten und optimierten Rassen, sind aber entweder auf das eine oder das andere spezialisiert. Und weil die Kälber der Fleischrassen so viel schneller fett werden, lohnt es sich kaum noch, die männlichen Kälber aus den Milchrassen aufzuziehen und zu mästen. Der Preis für Kälber aus der Milchindustrie ist verschwindend gering und sank in den letzten Jahren kontinuierlich. Für kräftige Tiere zahlen Viehhändler etwa 50 €, für weniger kräftige Tiere gelten Dumpingpreise von gerade mal 10-20 € pro Tier. Damit liegt natürlich der Gewinn pro Kalb weit unter jeglichen kalkulatorischen Aufzuchtkosten.
Was also tun mit den ungewollten Kälbern? Australien praktiziert völlig legal die Tötung der jungen Tiere. Im Alter von wenigen Tagen werden die Bullenkälber geschlachtet oder erschlagen. Jedes Jahr kommen in Australien so rund 700.000 Tiere zu Tode. Aber auch in Deutschland gibt es immer wieder merkwürdige Zusammenhänge zwischen natürlicher Kälbersterblichkeit und erhöhten, unnatürlichen Zahlen welche die Kontrollverbände veröffentlichen. So veröffentlichte zum Beispiel der Landeskontrollverband Schleswig-Holstein im Jahr 2014 ihren Jahresbericht, indem etwa 7 % der männlichen Kälber kurz nach der Geburt verstarben. Eine relativ hohe Zahl, vor allem wenn man die Sterblichkeit der weiblichen Tiere mit gerade einmal 3 % dagegenstellt. Die Untersuchungen durch das Landwirtschaftsministerium Schwerin ergab, dass in jedem fünften Betrieb mehr als ein Viertel der Kälber verstorben waren. Als Begründung nannte man eine „mangelnde Erstversorgung“ und „personelle Engpässe“. Vielleicht waren die Tiere aber auch einfach nicht lohnenswert?
Wann werden Milchkühe geschlachtet?
Nur alleine in Deutschland werden jedes Jahr über 1,2 Millionen Kühe in der Milchindustrie geschlachtet. Die Kuh hat ab dem Zeitpunkt ausgedient, ab dem ihre Milchleistung nachlässt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Milchkühe maximal 6 Jahre alt (bei einer eigentlichen Lebenserwartung von 18-22 Jahren) und werden so um 3/4 ihres eigentlichen Lebens gebracht. Was viele Menschen nicht wissen, ist die Tatsache, dass auch Kühe sterben, die nicht auf Anhieb trächtig geworden sind oder aber nach der ersten Geburt zu wenig Milch geben. Das Kühe weniger Milch geben oder nicht trächtig werden, ist zwar alles natürlich aber eben nicht wirtschaftlich. Daher werden auch diese Tiere direkt aussortiert und geschlachtet. Nach Hochrechnungen und einer Studie von Katharina Riehn, werden etwa 10 % der Milchkühe sogar trächtig geschlachtet.
Stoppen pflanzliche Milchalternativen das Tierleid?
Wir als Verbraucher bestimmen den Markt von morgen. Immer mehr Verbraucher/innen stellen bereits heute den Konsum von tierischer Milch ein. Die Nachfrage nach pflanzlichen Milchalternativen steigt weiter an. Viele Supermärkte und Onlineshops bieten mittlerweile ein breites Sortiment an Pflanzenmilch, wie Hafer*– Mandel*– oder Sojamilch*, an.
Hafermilch ist wohl die umweltverträglichste Alternative, da das Hafer auf deutschen Äckern relativ klimafreundlich angebaut werden kann. Doch stoppen die pflanzlichen Milchalternativen wirklich das Tierleid? Da Milch in einer riesigen Anzahl an Lebensmitteln verarbeitet wird, findet die Milchindustrie immer wieder (neue) Absatzmärkte – sei es innerhalb Lebensmitteln (z.B. Milcheiweiß) oder gar komplett neuer Märkte wie China. In unserem Beitrag: „Das steckt hinter deiner Milch“ sind wir noch genauer auf die Exportgeschäft der Milchindustrie und die dahinter stehende Lobbyarbeit, eingegangen. Vielleicht magst du auch hier mal einen Blick drauf werfen?
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