Pflanzlicher Fischersatz aus dem 3D-Drucker: Interview mit Robin Simsa
Lebensmittel aus dem 3D-Drucker - echte Chance für weniger Tierleid?
Irgendwie klingt das alles sehr nach Science Fiction: Lebensmittel aus dem 3D-Drucker, in Farben und Formen die kaum vorstellbar sind. Doch was kaum in der Mitte der Gesellschaft bisher angekommen ist, ist die Tatsache, dass die 3D-Drucker in der Lebensmittelbranche gar keine Zukunftsmusik sind sondern bereits aktiv in den Einsatz kommen. Egal ob Schokolade oder Nudeln, die Chance etwas aus so einem 3D-Drucker bereits gegessen zu haben ist nicht unbedingt gering. Kentucky Fried Chicken plant die ersten Chicken Nuggets aus so einem Drucker in der Verkauf zu bringen. Es ist also keine Frage von ob, sondern von wann.
Wir waren dem Thema auf jeden Fall erstmal aufgeschlossen und haben Robin Simsa getroffen, ein junger Typ der sich mit dem Thema auskennt. Der Wiener ist CEO des Start Ups Legendary Vish und hat sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen eine Fischalternative aus dem 3D-Drucker zu präsentieren. Ob das schmeckt und wie das Ganze genau funktioniert, das hat er uns im Interview verraten.
Pflanzliche Fischalternativen aus dem 3D-Drucker
Mario
Hallo Robin, kannst du uns zuerst sagen, wo ihr mit eurer Firma oder mit eurem Produkt aktuell steht und welche Ziele ihr schon erreicht habt?
Robin
Momentan sind wir noch in der Entwicklungsphase, der Geschmack unserer pflanzlichen Lachsfillets ist jedoch schon fantastisch und kann von Testpersonen kaum von konventionellem Lachs unterschieden werden. Dieses Produkt haben wir auch schon in einem veganen Brotaufstrich getestet! Weitere Entwicklung ist jedoch notwendig, um mit 3D Druck ein hochwertiges Lachs-Fillet zu produzieren.
Mario
Wer gehört zu deinem Team und was ist euer Background?
Robin
Wir sind drei Wissenschaftler, die sich in einem Europäischen Forschungsprojekt kennengelernt haben. In diesem Projekt haben wir bereits mit 3D Bioprinting gearbeitet, und sahen dass wir diese Methode mit einigen Adaptionen auch verwenden können, um nachhaltige und nährhafte pflanzenbasierte Fleischprodukte herzustellen.
Mario
Fischersatz aus dem 3D-Drucker klingt für manche Menschen nach Science Fiction. Wie würdet ihr diese Menschen, trotz eventueller Vorbehalte, von eurer Idee überzeugen?
Robin
3D Food Printing ist eine kleine Verbesserung von Methoden, welche bereits seit den Siebzigerjahren in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden („Extrusionstechnologie“). 3D Food Printing erlaubt es, komplexe und detaillierte Produkte wie Fillets oder Steaks herzustellen. Jedoch kommt es sonst zu keiner unerwünschten Änderungen der Inhaltsstoffe oder Zutaten, sodass das fertige Produkt von der Zusammensetzung den schon jetzt erhältlichen Veggie-Burgern ähnelt.
Mario
Machen wir es konkret: Wie funktioniert das alles? Welche Inhaltsstoffe werden verwendet?
Robin
Wir verwenden Inhaltsstoffe, welche schon jetzt in vielen Veggie-Burgern enthalten sind. Wichtig ist uns dabei, nur hochqualitative pflanzenbasierte Inhaltsstoffe, idealerweise regional in Europa produziert, zu verwenden, um unseren ökologischen Fußabdruck gering zu halten. Wir verwenden z.B. Pilzprotein, Algenextrakte und weitere Inhaltsstoffe, welche bereits seit Jahrzehnten in Europa konsumiert werden.
Der 3D Druck funktioniert auf Basis der Extrusion, wobei wir erst eine Proteinmasse in den Drucker füllen, welche unter Temperatur-, und Hitzeeinwirkung aus dem Printer „herausgepresst“ wird.
Dabei kommt es zur Anlagerung der pflanzlichen Proteine aneinander, und eine fasrige Struktur ähnlich tierischen Fleisches wird erreicht. Durch die Kontrolle über die Richtung und Struktur des Endproduktes können komplexe Produkte wie Lachsfillets hergestellt werden, welche bekanntlich aus den Orangen Muskelstreifen und den Weißen Bindegewebsstreifen bestehen.
Mario
Wie muss ich mir diesen Drucker vorstellen. Viele Menschen haben einen Drucker bei sich zuhause stehen – aber was ist an eurem Drucker so besonders? Habt ihr diesen selbst entworfen?
Robin
Wir haben unseren eigenen Drucker selbst entworfen, welcher zwei Printköpfe kombiniert und somit zwei verschiedene Materialien in einem Produkt vereinen kann. Die meisten Drucker werden für den Polymerbereich hergestellt (Plastik-Druck), jedoch gibt es im Lebensmittelbereich einige andere Herausforderungen (Lebensmittelhygiene-Bestimmungen, Verarbeitung einer hochviskosen Proteinmasse), weshalb wir einige Module des Printers selbst entwickeln.
Mario
Wann war dieser Moment, als aus einer Idee plötzlich die Motivation aufkam ein Start-Up zu gründen?
Robin
Anfangs entsprang die Idee einer Challenge in einer Summer School für Entrepreneurship. Als wir uns jedoch eingehender mit der Idee beschäftigten sahen wir, dass es hier tatsächlich großes Potential für pflanzenbasierte Fischfillets gibt. Als wir sahen, welche negativen Auswirkungen die Fischerei und Aquakultur auf die Umwelt haben, waren wir bis in die Haarspitzen motiviert dieses Projekt tatsächlich umzusetzen.
Mario
Wo seht ihr euch in den nächsten 2-3 Jahren? Habt ihr bereits einen Termin für euch gesetzt, wann ihr in den Markt wollt mit euren Produkten?
Robin
Wir wollen in kleinem Maßstab ab Herbst 2022 in den Markt eintreten, mit unseren pflanzenbasierten Lachsfillets. Anfangs wollen wir unsere Produkte über kooperierende Restaurants vertreiben. Jedoch überlegen wir auch, schon vorher mit einem simpleren Produkt (vegane Aufstriche mit Fischgeschmack) auf den Markt zu kommen.
Mario
Was sind konkret eure nächsten Ziele die ihr umsetzen wollt bzw. umsetzen müsst?
Robin
Momentan arbeiten wir an einer Kooperation mit Universitäten in Wien und Kopenhagen, um unsere Entwicklung am 3D Drucker zu unterstützen. Dann werden wir uns voll auf die Entwicklung unserer 3D Food Printing Hardware stürzen. Weiters versuchen wir, die Bewegung der alternativen Proteine speziell im Deutschsprachigen Raum zu stärken, und stehen in ständigen Austausch mit interessierten Personen welche sich hier engagieren wollen.
Mario
Der Markt für Fleischersatz boomt. Denkt ihr die Welt ist reif für Fischersatz?
Robin
Definitiv! Die Nährwerte, welche Fleisch liefert, kann man schon lange in pflanzenbasierten Produkten wiedergeben. Die spannende Herausforderung ist es jetzt herauszufinden, wieso wir den Geschmack von Fleisch so lieben.
Sobald wir diesen Geschmack in gesunden, pflanzenbasierten Produkten wiedergeben können, werden diese auch vermehrt gekauft werden. Am Ende kommt es wohl auf den Preis an, doch schon jetzt sehen wir dass viele pflanzenbasierte Fleischprodukte billiger werden als konventionelles Fleisch.
Wir sehen diese Entwicklung als einen Gewinn für die Nachhaltigkeit, das Klima, das Tierwohl und die menschliche Gesundheit.
Mario
Wann glaubst du selbst ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die ersten Sushibars Sushi aus dem 3D-Drucker anbieten?
Robin
Hoffentlich innerhalb der nächsten 2 Jahre, wenn wir ganz hart daran arbeiten vielleicht sogar noch ein bisschen früher 😉
Bildquellen: https://www.legendaryvish.com/
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